Davis-Cup-Neuling Henri Squire (TC Bredeney) im DTB-Interview.

Davis-Cup Neuling des TC Bredeney im DTB-Interview

"Für mich war klar, dass ich für Deutschland spielen möchte"

IMAGO / Philippe Ruiz

09.09.2024

Henri Squire, gebürtiger Duisburger und in der Bundesliga im zweiten Jahr für den TC Bredeney aktiv, ist bei der Gruppenphase in China zum ersten Mal Teil des deutschen Davis Cup-Teams. Im DTB-Interview spricht der 23-Jährige über die für ihn überraschende Berufung, seinen prägenden Weg vom College auf die Profi-Tour und seine australischen Wurzeln

Henri, wie hast du reagiert, als Davis Cup-Kapitän Michael Kohlmann dich vergangene Woche angerufen hat und dich zur Davis Cup Gruppenphase nach Zhuhai eingeladen hat?

Ich habe überhaupt nicht mit dem Anruf gerechnet, weil ein paar deutsche Spieler in der Weltrangliste vor mir stehen. Ich wusste im ersten Moment gar nicht, was ich sagen sollte, da ich meine nächsten Wochen natürlich ganz anders geplant hatte und eigentlich gerade Flugtickets für mich und meinen Coach nach Wien buchen wollte. Für mich war dann aber sehr schnell klar, dass ich diese einmalige Chance unbedingt nutzen möchte. Ich empfinde es als eine große Ehre in diesem Team dabei zu sein und Deutschland zu repräsentieren.

Was bedeutet der Davis Cup für dich?

Mein Papa, der sehr tennisbegeistert ist und lange auch mein Trainer war, ist Australier. Daher habe ich den Davis Cup als Kind immer eher aus seiner, der australischen Perspektive wahrgenommen. Er war selbst sehr oft bei Davis Cup-Partien als Zuschauer vor Ort, auch als Australien gegen Deutschland gespielt hat. Er hat danach immer sehr ehrfürchtig von der einmaligen Atmosphäre berichtet, die dieser Wettbewerb mit sich bringt. Das hat mich schon geprägt und den Wunsch in mir entfacht, auch einmal für mein Land zu spielen. 

Du hast neben dem deutschen auch einen australischen Pass. War es für dich immer klar für welches Land du spielen möchtest?

Das war früher schon eine Frage, die mich beschäftigt hat, weil ich natürlich viel Einfluss von meinem Vater hatte und die australischen Wurzeln immer wichtig für mich waren. Ich habe erst Englisch und dann Deutsch gesprochen und auch eine englische Schule in Deutschland besucht. Aber je älter ich wurde, umso weniger hat sich die Frage noch für mich gestellt. Ich bin in Deutschland geboren, ich wohne hier und fühle mich als Deutscher. Als Jugendlicher habe ich Deutschland auch im Junioren-Bereich schon repräsentiert. Von da an war für mich immer klar, dass ich nur für Deutschland spielen möchte.

Wie würdest du dich als Spieler beschreiben?

Ich würde mich als aggressiven Spieler beschrieben, der immer den Weg nach vorne sucht. Ich möchte den Gegner mit harten Grundschlägen selbst unter Druck setzen, möglichst schon mit einem guten Service, um dann den Punkt mit einem Volley abzuschließen. So ist mein Spiel aufgebaut und das gibt mir eine gute Struktur, mit der ich mich sehr wohlfühle auf dem Platz.

Und als Mensch außerhalb des Platzes. Wie siehst du dich da?

Ich bin eher ein ruhiger, reservierter Typ und beobachte gerne erst einmal alles ein bisschen. In größeren Gruppen brauche ich immer eine gewisse Zeit, um meine Distanziertheit abzulegen. Deswegen habe ich auch nicht mit so vielen Leuten auf der Tour zu tun, sondern habe meinen kleinen Freundeskreis, dem ich vertraue und die mich so nehmen wie ich bin.

Wie kam dein Entschluss zustande vor der Profi-Tour zunächst aufs College zu gehen?

Ich fühlte mich für den Schritt auf die Profi-Tour damals noch nicht reif und habe klar für mich realisiert, dass mein Level noch nicht ausreicht, um die Future-Tour schnell auch wieder hinter mir zu lassen. Daher habe ich geschaut, was es für Alternativen gibt und mich für den Umweg über die Wake Forest Universität in North Carolina entschieden. Ich hatte dabei aber immer die Profi-Tour im Hinterkopf und für mich den Plan aufgestellt, dass wenn ich mich hier durchsetze, ich es auch auf der Profi-Tour schaffen könnte. Im zweiten Jahr College habe ich dann gemerkt, dass ich bereit für diesen Weg bin.

Wie hat dir das College-Tennis in deiner Entwicklung geholfen?

Die Zeit auf dem College hat mich vor allem mental deutlich stärker gemacht. College-Tennis ist für mich geprägt von sehr viel Druck, viel mehr Big-Points, da es die No-Ad-Regel gibt und vielen äußeren Einflüssen, wie Zuschauer, die dich bewusst in deiner Konzentration stören möchten. Ich habe hier gelernt mit all dem umzugehen. Ich agiere dadurch jetzt bei wichtigen Punkten viel gelassener und kann den Wettkampf genießen.

Warum läuft es gerade in diesem Jahr so gut bei dir?

Ich habe seit Ende des vergangenen Jahres mit Jeremy Jahn einen neuen Trainer, der mir noch einmal sehr geholfen hat, meinem Spiel mehr Struktur zu geben. Ich verstehe meine Stärken und Schwächen jetzt viel besser und kann mein Spiel besser aufbauen. Ich bin dadurch konstanter geworden und kann auch an einem schlechten Tag noch ein gutes Level auf den Platz bringen. Ich habe auch den Glauben an mich gefunden, dass ich mit den ganzen Jungs mithalten kann.

   

Davis-Cup-Finals Group Stage im Streaming beim Tennis Channel

Bei der Davis-Cup-Finals Group Stage vom 09. bis 15. September 2024 in Zhuhai spielt das deutsche Team mit Yannick Hanfmann, Maximilian Marterer, Henri Squire, Kevin Krawietz und Tim Pütz gegen die Slowakei, die USA und Chile um den Einzug in die Finalrunde, die im November 2024 in Málaga stattfindet.

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